Die Rache der Liebe by Johanna Lindsey

Die Rache der Liebe by Johanna Lindsey

Autor:Johanna Lindsey
Die sprache: de
Format: mobi
ISBN: 9783453124875
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 1997-05-31T22:00:00+00:00


23

Die Tage verstrichen, glitten ereignislos ineinander über. Für Erika verging die Zeit überraschend schnell, was wohl auf ihre Unruhe und die Nervosität, die Seligs ständige Gegenwart in ihr auslöste, zurückzuführen war. Eine Art Alltagstrott begann sich zu entwickeln. jeden Morgen und jeden Abend kam Ivarr, um sich ihrer Ketten anzunehmen. Tagsüber wurde sie von dem Haken an der Wand befreit und konnte sich frei im Raum bewegen. Selig hatte ihr vorgeschlagen, die mit der Halsschelle verbundene Kette wie eine Halskette umzuwickeln. Erika folgte diesem Vorschlag, da sie so nicht ständig Gefahr lief, über die Kette zu stolpern, zumal die feinen Metallglieder nicht schwerer waren als eine gewöhnliche Halskette. Kristen schien die Ketten sogar mehr zu hassen als Erika. Noch zweimal unternahm sie einen Versuch, Selig diesbezüglich umzustimmen, aber er blieb hart.

Die Ketten werden nie abgenommen werden!

Seiner Schwester gegenüber gebrauchte er diese Worte nicht, aber Erika konnte sich ihrer noch gut entsinnen und auch daran, welch tiefe Niedergeschlagenheit sie dabei empfunden hatte. Seine Mutter hatte ebenfalls eine Bemerkung über die Ketten gemacht, allerdings nicht so leidenschaftlich wie Kristen, sondern mit eher neugierigem Unterton. Selig hatte ihr dieselbe Antwort gegeben.

Erika konnte seinen Erlass nicht hinnehmen, ohne zumindest zu versuchen, ihre Situation erträglicher zu machen. Von ihren Bemühungen, sich wenigstens von der Kette zu befreien, die sie allnächtlich an die Wand fesselte, waren ihre Fingerspitzen ständig wund. Dennoch versuchte sie es wieder und wieder, obwohl es letztlich zu nichts außer zu noch größeren Schmerzen führte.

Auch die Erleichterung, tagsüber nicht an der Wand hängen zu müssen, verflog rasch, da ihre Ketten sie ständig daran gemahnten, wie weit sie von wirklicher Freiheit entfernt war. Tagsüber kamen Kristen oder Eda, um sie, falls erforderlich, zum Verrichten ihrer Notdurft nach draußen zu geleiten, doch das waren die einzigen Gelegenheiten, bei denen man ihr gestattete, Seligs Gemach zu verlassen und eine Weile seiner Gegenwart zu entfliehen. Selig selbst hatte zwar aufgrund der gestrengen Anordnungen seiner Mutter noch weniger Freiheiten, aber das konnte man nicht vergleichen. Seine ihm auferlegte Bettruhe würde enden, sobald er wieder genesen wäre. Erika hingegen würde, wenn er seine Drohungen wahr machte, nie wieder ihre Freiheit erlangen.

Sie fragte nicht, was er mit ihr vorhabe, wenn er wieder zu Kräften gekommen sei. Einerseits war sie dankbar für die verbleibende Gnadenfrist. Andererseits wollte sie die Sache hinter sich bringen, um genügend Zeit zu haben, sich von den wie auch immer gearteten Foltern zu erholen, bevor ihr Bruder zu ihrer Befreiung kommen würde. Es war natürlich nur eine Vermutung, dass sich Selig mit einem bestimmten Maß an Schmerz zufriedengeben würde. Genauso war es möglich, dass er statt dessen andauernde Qualen im Sinn hatte.

Nicht nur ihre Situation beunruhigte sie. Sie sorgte sich auch um Thurston und seinen gebrochenen Arm, fragte sich bang, wer ihn nun tröstete und herzte, wenn sie nicht da war. Außerdem sorgte sie sich um Turgeis, der sicher irgendeinen tollkühnen Plan zu ihrer Befreiung ersinnen und dabei womöglich selbst gefangengenommen würde. Und sie sorgte sich, dass sie hier vielleicht monatelang bleiben müss te, ehe Ragnar erfuhr, was ihr zugestoßen war.



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